Am 12. Juli fanden in London, New
York und Venedig internationale Protestaktionen für den
schwulen türkischen Verweigerer Mehmet Tarhan statt - der Tag
seines Militärprozesses wegen seiner Weigerung, der Einberufung
nachzukommen. Die Organisationen Payday (Zahltag) und Wages
Due Lesbians (Der Lohn ist den Lesben), die die Aktionen
organisiert hatten, forderten seine sofortige Freilassung und
die Anerkennung seiner Kriegsdienstverweigerung.
Mehmet Tarhan wurde nach seiner
Inhaftierung am 8. April im Militärgefängnis angegriffen,
beraubt, gedemütigt und misshandelt - mit stillschweigender
Duldung der Gefängniswärter. Erst nach einem einmonatigen
Hungerstreik wurde seine Sicherheit wieder hergestellt.
Am letzten Verhandlungstag, dem
9. Juni, wurde Tarhan vom Richter entlassen, weil er
"bereits zwei Monate in Haft sei, was der Zeit entspreche,
die er am Ende zu verbüßen habe". Dennoch wurde er erneut
angeklagt und ins Militärgefängnis überstellt, wo er sich
einem neuen Prozess gegenübersieht.
Mehmet Tarhan ist Teil einer großen
Bewegung von Verweigerern und Militärdienstentziehern in der Türkei
- über 350.000. Viele von ihnen sind Kurden, die sich weigern,
ihr eigenes Volk zu töten und zu unterdrücken. Wie Mehmet
Tarhan sagt: "Der Weg, um den Krieg zu stoppen, ist, ihm
die menschliche Ressource zu entziehen."
Als Schwuler hätte Mehmet die
"Ausmusterung" beantragen können, weil das türkische
Militär Homosexualität als Krankheit ansieht. Stattdessen hat
er verlangt, dass er als Kriegsdienstverweigerer anerkannt wird.
Nach Wages Due Lesbians ist
"Gleichberechtigung" für Schwule keineswegs besser:
"Ein Militär ohne Diskriminierung (von Schwulen und
Lesben), das bombt, Menschen foltert und verstümmelt, ist kein
Sieg für die Gleichberechtigung!"
Die Mahnwache in London vor der türkischen
Botschaft machte mit Plakaten auf sich aufmerksam:
"Freiheit für Mehmet Tarhan - inhaftiert wegen der
Weigerung, zu töten" und "Stoppt die Mörder und
Vergewaltiger von kurdischen Frauen, Kindern und Männern".
Die Protestierenden wiesen darauf hin, dass die Ausgaben des türkischen
Militärs ein Drittel des gesamten Etats (der Türkei) umfasse.
Überall sollten diese Mittel besser für Soziales statt für
das Töten ausgegeben werden. "Nach den Bomben in London
ist es wichtiger denn je, dass die Truppen nach Hause zurückgeschickt
werden."
Die SprecherInnen verurteilten
auch die wachsende Repression in Großbritannien - das Verbot
des Rechts, vor dem Parlament zu demonstrieren, die Verbreitung
von Anordnungen, die antisozial sind und insbesondere junge
Menschen treffen und wie eine Mutter sagte: "die wachsende
Militarisierung und "Verpolizeilichung" unserer
Schulen".
In New York sprachen die
Protestierenden mit einem Vertreter des Konsulates, der ihre
Forderungen zwar zurückwies, aber offensichtlich davon
beeindruckt war. Die Mitarbeiter und BesucherInnen des
Konsulats, wie auch Hunderte im Bereich der Vereinten Nationen,
erhielten Flugblätter.
In Venedig erhielten mehrere
Hundert Touristen Flugblätter, die die Botschaft in ihre europäischen
Heimatländer tragen werden. Die Türkei hofft darauf, der Europäischen
Union beitreten zu können, indem ein geschönter Bericht über
die Menschenrechtssituation vorgestellt wird. Aber die Erfahrung
von Mehmet Tarhan zeigt sowohl die bestehende Unterdrückung in
der Türkei als auch den massiven Widerstand.
Tarhans Verfahren wurde auf den
4. August vertagt. Schreibt direkt an ihn. Fordert die türkischen
Behörden und auch Abgeordnete des Europäischen Parlamentes
auf, ihn sofort freizulassen.
Kontakte
Wages Due Lesbians
E-Mail: wdl@allwomencount.net
http://www.globalwomenstrike.net
Payday
A network of men working with the Global Women's Strike
E-Mail: payday@paydaynet.org
http://www.refusingtokill.net
Payday, London: Pride in
Refusing to Kill, 12. Juli 2005. Übersetzung: Rudi Friedrich.